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03.02.2012 - Rheinpfalz: Nachwuchssorgen

In der Rheinpfalz vom 03.02.2012 erschien zum Thema "Nachwuchssorgen bei der Feuerwehr" folgender Artikel:

Wartelisten gibt's nicht mehr

Das Problem ist nicht, den Nachwuchs zur Wehr zu bekommen, sondern vielmehr, ihn dauerhaft zu halten, sagt ein Wehrleiter. archivFOTO: Bolte

Hintergrund: Die Feuerwehren im Umland klagen über Nachwuchssorgen - Auch bei Erwachsenen herrscht Helfermangel

Die Zeiten, in denen es lange Wartelisten für die Mitgliedschaft bei der Feuerwehr gab, sind vorbei. Vielmehr müssen die Wehren - auch im Frankenthaler Umland - viel dafür tun, dass neue Einsatzkräfte gewonnen werden und bei der Stange bleiben. Immer weniger junge Menschen sind an diesem Ehrenamt interessiert.

Kann sich Reiner Geiger, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Heßheim, noch über genügend Nachwuchs aus den örtlichen Jugendfeuerwehren freuen, so können seine Kollegen in Grünstadt-Land und Bobenheim-Roxheim im Moment nur versuchen, die Anzahl der Feuerwehrleute auf dem aktuellen Stand zu halten. Die Lambsheimer Wehr hat es am schwersten: „Bei uns können Jugendliche ab zwölf Jahren zur Feuerwehr kommen, aber da tut sich im Moment gar nichts. Wir haben seit einem Jahr keinen Zulauf mehr”, klagt Wehrleiter Wolfgang Bayer. Den Grund sieht er im Überangebot an Freizeitaktivitäten im Ort. Das lasse möglicherweise das Interesse an der Feuerwehrarbeit sinken. Hinzu komme, dass immer weniger Jugendliche bereit seien, für die Feuerwehr auch wirklich etwas zu tun. „Die meisten springen ab, wenn sie zu den Aktiven kommen und die Grundausbildung mit den dazugehörigen Lehrgängen startet”, sagt Bayer. „Lehre und Beruf werden dann gerne als Grund vorgeschoben.”

Diese Erfahrung hat auch Patrick Janz, Wehrleiter in Bobenheim-Roxheim, gemacht: „Es ist weniger das Problem, den Nachwuchs zur Wehr zu bekommen, als vielmehr, ihn dauerhaft zu halten. Feuerwehrdienst ist mit viel Arbeit und Verantwortung verbunden, und heutzutage gibt es wenige, die noch Bodenständigkeit und Ausdauer besitzen.” Die Neuankömmlinge seien zwischen 16 und 18 Jahre alt. Nach den ersten fünf Jahren sei die Hälfte davon wieder weg. „Dass jemand für 40 Jahre Dienstzugehörigkeit geehrt wird, ist heute die Ausnahme, früher war das selbstverständlich”, sagt Janz.

Um dem Missstand entgegenzuwirken, stellen sich die Floriansjünger vor allem in Schulen und Kindergärten vor. Hierzu haben die Wehren Klassenbetreuer ausgebildet, welche die Brandschutzerziehung übernehmen und gleichzeitig Eigenwerbung betreiben. „Die VG Grünstadt-Land veranstaltetet alle zwei Jahre einen Kindertag, bei dem wir mit Info-Ständen vertreten sind”, nennt Wehrleiter Frank Janson eine weitere Gelegenheit für Öffentlichkeitsarbeit. „Auch beim Tag der offenen Tür wird um Mitglieder geworben, und wir informieren über das Amtsblatt über unsere Einsätze”, sagt der neue Chef der Wehr in Grünstadt-Land.

Wie schwierig es für die örtlichen Wehren geworden ist, mit immer weniger Kindern eine sinnvolle Jugendarbeit zu machen, zeigt das Beispiel der vier östlichen Gemeinden von Grünstadt-Land. „In Dirmstein sind sechs Kinder Mitglied der Jugendfeuerwehr, in Gerolsheim acht, in Laumersheim ein Kind, und in Großkarlbach gar keines”, berichtet der neue Wehrführer des Stützpunktes Dirmstein, Torsten Göhring. Deshalb soll für gemeinsame Übungen eine „Jugendfeuerwehr Eckbachtal” gebildet werden. Die erste Übung findet am Montag, 6. Februar, von 18 bis 19.30 Uhr im Gerätehaus Dirmstein statt. Neuzugänge seien äußerst willkommen, betont Göhring.

Aber nicht nur im Jugendbereich, auch bei den Erwachsenen herrscht Helfermangel. „Weil die Verdienstmöglichkeiten auf dem Land schwinden, arbeiten viele auswärts, und damit wird die Tagesbereitschaft immer dünner”, so Janson. „Wir versuchen zu kompensieren, indem wir Ausrückbereiche zusammenschließen und tagsüber aus drei Feuerwehren eine machen.” Auch auf Frauen werde gezielter zugegangen. Bei 275 Aktiven betrage der Wehrfrauenanteil in der Verbandsgemeinde Grünstadt-Land zwischen 5 und 10 Prozent - mit steigender Tendenz.

Der Wegfall der Wehrpflicht und des Zivildienstes macht sich ebenfalls bemerkbar. Die Anhebung der Altersgrenze für Feuerwehrleute von 60 auf 63 Jahre biete da keinen wesentlichen Ausgleich, sind sich die Wehrleiter einig. Das Durchschnittsalter betrage zwischen 16 und 50 Jahren. Atemschutzeinsätze kämen bereits für über 50-Jährige aus gesundheitlichen Gründen oft nicht mehr in Frage. Sie versorgen dann ihre Kameraden im rückwärtigen Bereich, sitzen in der Einsatzzentrale oder stehen mit ihrer Erfahrung zur Seite. Eine Chance, Jüngeren den Dienst schmackhafter zu machen, sieht Janz in einer speziellen Rente, wie sie anderswo teilweise schon eingeführt sei. Er gibt zu bedenken, dass der Wegfall der Freiwilligen Feuerwehr und ein Ersatz durch eine Berufsfeuerwehr die öffentlichen Haushalte viel mehr belasten würde. (bvo)

 

Quelle: Verlag: DIE RHEINPFALZ, Publikation: Frankenthaler Zeitung, Ausgabe: Nr.29, Datum: Freitag, den 03. Februar 2012, Seite: Nr.18


 
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